Über mich

Die drei Pole

Meine Lehrmeister

Mein Weg im Gipfel-Alleingang auf den Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt, die insgesamt 484 Expeditionstage zum Südpol und die 105 Expeditionstage zum Nordpol, wurden nebst unzähligen Kletter- und Bergtouren zu meinen härtesten, aber besten Lehrmeistern. Die Prozesse der psychischen Kraft, der mentalen Stärke, der körperlichen und mentalen Ausdauer, aber auch die der Anpassungsfähigkeit und des Durchsetzungsvermögens sowie der Fähigkeit, stete Wachsamkeit aufrecht zu erhalten um schwierige Phasen bis hin zu totaler Erschöpfung durchzustehen, sind über all die Jahre zu einer persönlichen und abrufbaren Fähigkeit herangewachsen.

Dass ich über 40 Jahre Alpinismus sowie alle meine Expeditionen überlebt habe, ist nicht in Stolz, sondern viel mehr in Bescheidenheit zu giessen. Im Bewusstsein über die Fähigkeit, im richtigen Moment immer rational, emotional und instinktiv die richtigen Entscheide getroffen zu haben baut nicht nur auf das eigene Selbst, sondern ist auch der Verdienst von Familie und Freunden, sowie all den wohlgesinnten Menschen, die, wenn auch unbewusst, kräftespendend auf die mentale Stärke einwirken.

Mount Everest, 8848 Meter

Den Gipfel des höchsten Berges der Erde, den Mount Everest am zweiundfünfzigsten Expeditionstag im Jahr 2001 im Alleingang bewältigt zu haben ist ein unbeschreibliches Erlebnis, das tief in die eigene Seele und jene des Berges blicken lässt. Ab über 8300 Metern Höhe, immer weiter Schritt für Schritt alleine über den langen Nordost-Grat dem Gipfel entgegen zu steigen, bedeutet in jeder Sekunde auf physischer und psychischer Ebene das Abrufen von Höchstleistung. Die Belohnung, alleine auf diesem erhabenen Gipfel zu stehen, mit der Erde zu Füssen und dem Himmel über mir, diesen einzigartigen Moment einer unbeschreiblichen, kurzen Ewigkeit zu erleben, ist ein ganz und gar intimes Geschenk, das sich für immer in mein Erinnerungsvermögen eingegraben hat.

Südpol, Antarktis 90° südliche Breite

Mit Start vor meiner Haustür im Berner Oberland, zuerst alleine mit meinem Touren-Fahrrad während vierhundert Tagen quer durch Europa und von den USA immer radelnd gegen Süden zu über den Äquator hinaus bis nach Süd-Chile, um dann im Team auf meinen Skiern einen 110kg schweren Materialschlitten hinter mir her zu ziehen um auf der Antarktis noch südlicher zu gelangen, war mein Weg zwischen 2006-2008 in 484 Expeditionstagen von Zuhause bis an den Südpol. Dieser endlos scheinende Weg wurde neben wunderschönen Erlebnissen zu einem persönlichen Überlebenskampf, der mir jedoch so unendlich viel Einblick in die Psyche und Physis des Menschenmöglichen geschenkt hat, dass der Wert dieser Expedition mit nichts zu vergleichen ist. Für diese Expedition wurde ich mit der Nomination zur Schweizerin des Jahres 2008 geehrt.

Nordpol, Arktis 90° nördliche Breite

Erneut mit Start vor der Haustüre meines geliebten Rückzugsortes, meinem Zuhause, startete ich 2016 zu meinem nächsten Ziel, die Expedition zum Nordpol in der Arktis. Während insgesamt 105 Tagen führte mich der Weg zuerst mit dem gleichen Touren-Fahrrad, das mich Jahre zuvor nach Süd-Chile begleitet hatte, zum Nordkap in Norwegen. Danach ging es weiter mit Ski und schwerem Expeditionsschlitten durch Grönland und Spitzbergen, bis ich in einer vierten Etappe 2017 über das Nordpolarmeer den Nordpol erreichen konnte. Diese Expedition widmete ich ganz mir selbst. Der Fokus lag auf der Beobachtung der eigenen inneren Veränderungen im Kampf gegen die Kälte, in der Vorsicht vor Eisbären und im Lesen des gefrorenen Nordpolarmeeres, wo jeder Fehltritt durch Fehleinschätzung der
Eisbeschaffenheit hätte das Einbrechen der Eisschicht bedeuten und in den Erfrierungstod hätte führen können.